Im Januar 1950 wurde in Niedersachsen die »Informationsstelle«, in der Folgezeit auch als »Nachrichtenstelle« bezeichnet, gegründet, die 1954 nach einigen Umstrukturierungen in »Niedersächsisches Landesamt für Verfassungsschutz« umbenannt wurde. Gegründet wurde diese Informationsstelle unter der Ägide ihres ersten Leiters Karl Hofmann.

Indes: Seine Ausbildung prädestinierte Hofmann nicht gerade für die Leitung eines Nachrichtendienstes. Der gelernte Bierbrauer hatte die längste Zeit seines Lebens als Buchhalter gearbeitet, war in der Zeit des Nationalsozialismus einige Jahre arbeitslos gewesen und hatte bis kurz vor Kriegsende in einem Kohlenhandel sein Auskommen gefunden. Danach begann eine steile politische Karriere, die ihn über das Ministerium für Entnazifizierung schlussendlich in die Leitung des niedersächsischen Verfassungsschutzes brachte. In den vorliegenden Studien zur Genese des Bundesamtes für Verfassungsschutz sowie des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes[1] nimmt Hofmann nur eine randständige Rolle ein. Gleichwohl lassen sich anhand von Hofmanns Biografie die Ambivalenzen, die dem Neuaufbau der Sicherheitsstrukturen nach dem Nationalsozialismus innewohnten, treffend herausarbeiten: Hofmann war in den Jahren des Nationalsozialismus Widerständler, überzeugter Sozialist und politischer Aktivist. Seiner politischen Nachkriegskarriere, die im Ausschuss für Wiederaufbau der Stadt Hannover begann und in der Leitung des Niedersächsischen Landesamtes für Verfassungsschutz ihr Ende fand, ging ein jahrelanges, kompromissloses politisches Engagement voraus, das Hofmann eng mit wichtigen Personen in der Nachkriegsgeschichte der niedersächsischen Sozialdemokratie zusammenschweißte.

Zugleich zeigt sich an seiner politischen Biografie die strukturelle Macht, mit der Organisationen auf ihre Akteure einwirken und so deren Wahrnehmungs- und Handlungsweisen prägen. Der Sozialist Hofmann verstirbt 1959 an einem Herzinfarkt auf dem Höhepunkt eines Skandals um sein Amt, der ausgerechnet durch die Offenlegung der nationalsozialistischen Vergangenheit eines seiner engsten Mitarbeiter initiiert wird. In Hofmanns politischer Biografie bricht sich daher in eigentümlicher Weise der Antagonismus, den der Historiker Dominik Rigoll als kennzeichnend für die Geschichte des Staatsschutzes in Westdeutschland ansieht: Der strukturbildende Konflikt der Nachkriegszeit zwischen einer gesellschaftlichen Mehrheit, die im Nationalsozialismus mitmarschiert war, und einer Minderheit, die sich ihm verweigert hatte.[2] Hofmanns Weg vom sozialistischen Widerstand in das in besonderem Maße durch Kontinuitäten von nationalsozialistischen Beamten geprägte sicherheitspolitische Feld und der abschließende Sturz Hofmanns ausgerechnet über die Vergangenheit eines engen Mitarbeiters irritieren zunächst das von Rigoll skizzierte Verhältnis dieser beiden gesellschaftlichen Gruppen: Anders als die meisten aus dem Widerstand im Nationalsozialismus geborenen Karrieren endet die Hofmanns nicht aufgrund der Rückkehr der sog. »131er«[3] in die Verwaltungsapparate, sondern Hofmann etabliert sich so fest in seinem Amt, dass er sogar den Machtwechsel zwischen 1955 und 1957 überdauert. Zugleich stürzt er als Sozialdemokrat über innerparteiliche Anforderungen, die ihn als Widerständler in seinem Verhältnis zu einem »131er« adressieren.

Der Weg zum ISK

1901 im ostwestfälischen Uffeln geboren, wuchs Hofmann zunächst in Kassel und später in Hannover auf.[4] In den Jahren vor dem ersten Weltkrieg zogen seine Eltern nach Hannover Linden.[5] 1915 begann Hofmann eine Ausbildung als Bierbrauer, 1920 bekam er eine Stelle als Buchhalter bei Continental, und schon 1919 trat er der SPD bei, in der er sich den Jungsozialisten anschloss. Hofmann war Teil des marxistischen »Hannoveraner Kreises«, der eng mit dem »Internationalen Jugendbund« (IJB), einer Gruppe, die 1918 unter anderem von dem Göttinger Philosophen Leonard Nelson gegründet wurde, zusammenarbeitete. Der IJB war ein akademischer Zirkel, der es sich zum Ziel gemacht hatte, Kader für sozialistische und gewerkschaftliche Gruppen auszubilden. Der Ansatz, den der IJB in den Jahren nach 1919 vertrat, lässt sich am ehesten als »ethischer Sozialismus« bezeichnen: Ein philosophisch begründetes Gleichheits- und Freiheitsverständnis bildete die Grundlage für eine internationalistische, antimilitaristische, antiklerikale, demokratiekritische und auf die Vergemeinschaftung der Produktionsmittel abzielende Gesellschaftsidee.[6]

Abb: Karl Hofmann, Foto unbekannten Datums, ca. 1950-1959. Quelle: Niedersächsischer Verfassungsschutz.

Die Nelsonianer drängten in den Folgejahren in die Gewerkschaften, die KPD und die SPD, wo sie es sich zum Ziel machten, unter den jungen Mitgliedern für ihren gesellschaftlichen Erziehungsauftrag zu werben. Innerhalb der SPD näherten sich die Nelsonianer dem linken Flügel der Jungsozialisten an, mit denen sie gemeinsam gegen die reformistische und insbesondere gegen die KPD ausgerichtete Parteilinie opponierten. Das Agieren der Mitglieder des IJB führte jedoch schnell zu Irritationen: 1922 reagierte der Parteivorstand der KPD mit einem Unvereinbarkeitsbeschluss, 1925 zog die SPD nach. Das sektiererisch anmutende, oftmals klandestin erscheinende Auftreten der IJBler_innen irritierte nicht nur habituell, sondern die Nelsonianer hatten die Zusammenarbeit mit dem linken Flügel der Jungsozialisten zu einer Wirksamkeit gebracht, die die Parteiführung beunruhigte. In Hannover verließen zusammen mit den Mitgliedern des IJB einige in die Organisation aufgenommene Jungsozialisten aus dem »Hannoveraner Kreis« die Partei, und als infolge dieser Krise des IJB der »Internationale Sozialistische Kampfbund« (ISK) gegründet wurde, stellten die Arbeiter_innen innerhalb der Organisation die größte Gruppe dar. Hofmann muss irgendwann zwischen 1919 und 1925 dem IJB beigetreten sein, zumindest gehörte er 1925 zu der »Kerngruppe« im IJB, welche infolge des Unvereinbarkeitsbeschlusses die Gründung des ISK in Hannover zum 01.01.1926 vorbereitete.[7] Hofmann, der zu diesem Zeitpunkt schon mit seiner späteren Ehefrau Margarethe (Grete) Hofmann zusammenlebte, nahm in den Folgejahren eine zentrale Rolle innerhalb der Gruppe ein: Er wurde der erste Vorsitzende des Ortsverbandes, und die Wohnung der beiden war einer der zentralen Treffpunkte des ISK in Hannover. Auch die Folgewohnungen, die zeitweise zusammen mit zwei eng verbundenen Genossen bewohnt wurden, blieben ein zentraler Treffpunkt.[8]

Nelson verstarb 1927 und an seine Stelle trat der spätere Mitautor des Godesberger Programms, Willi Eichler. Eichler und die Sozialistin Minna Specht nutzten die Zeit nach Nelsons Tod, um den ISK zu modernisieren: sie reduzierten die Anforderungen an die Mitglieder und fokussierten in der Gruppenarbeit tagespolitische Themen.

Der Weg in den Untergrund

Das hing nicht zuletzt damit zusammen, dass sich der ISK der Gefahr, die vom aufkommenden Faschismus ausging, schon früh bewusst war. Seit 1929 konzentrierten sich die Bestrebungen der Gruppe zusehends darauf, eine linke Einheitsfront zu schaffen. Im Zuge dessen wurden die eigenen demokratiekritischen und führerorientierten Positionen einer Revision unterzogen: An ihre Stelle trat die Kritik an populistischen Elementen der parlamentarischen Demokratie, die es Demagog_innen ermögliche, Mehrheiten zu bilden und gegen das Gemeinwohl zu positionieren.[9] Im Gegensatz zur Agitation des IJB adressierte der ISK die Öffentlichkeit: Er organisierte Aufmärsche und Demonstrationen und brachte ab 1932 eine eigene Tageszeitung mit geringer Auflage, jedoch hoher gesellschaftlicher Strahlkraft heraus: Der Funke veröffentlichte am 25.06.1932 auch einen der bekanntesten Appelle für die Linke Einheitsfront, unterzeichnet von prominenten Persönlichkeiten aus dem Umfeld des ISK, wie etwa Karl und Käthe Kollwitz, Erich Kästner, Franz Oppenheimer, Heinrich Mann, Paul Oestreich, Theodor Plivier, Erich Zeigner und Albert Einstein.

Dringender Appell für die Einheitsfront, aus: Der Funke vom 25.06.1932, S. 2. Quelle: Archiv der Sozialen Demokratie, abrufbar unter: https://library.fes.de/inhalt/digital/funke/pdf/1932/19320625.pdf.

Dementsprechend äußerte sich auch Hofmann im Juli 1932 im Funke über eine geglückte Aktion nahe Hannovers, bei der Teile des lokalen Reichsbanners zusammen mit der KPD und der lokalen Arbeitslosenvereinigung einen Aufmarsch durchgeführt hatten. Hofmann reklamierte die Versuche der KPD, sich in den Vordergrund zu stellen und Parteipolitik zu betreiben, resümierte jedoch: »Welch ein Ereignis für alle, die am Aufbau der Einheitsfront arbeiten und immer wieder erleben müssen, wie bei Genossen die einfachste Erkenntnis für die heute notwendige Arbeit so klar ist, während die Führer sich durch Gehässigkeiten und Theoretisiererei immer mehr auseinander diskutieren. […] Die Kundgebung wird eröffnet. Der Reichsbanner-Genosse, nicht im Redefluss von Konferenzen, aber einfach und gerade, zeigt die Notwendigkeit der Einheitsfront in Obernkirchen auf und sagt, dass sie ehrlich die Einheitsfront wollen und fordert jeden auf, ehrlich gegen den Faschismus zu kämpfen. Dann der Kommunist! Größer der Wortschwall, weniger klar der Gedanke. […] Das öftere Erwähnen der antifaschistischen Aktion zeigt, daß sich bei ihm noch nicht der Gedanke einer wirklichen Einheitsfront gegenüber der Parteischablone durchgesetzt hat.«[10] Mit diesem Artikel folgte Hofmann treu der strategischen Linie des ISK, denn entgegen der kommunistischen Parteilinie suchte der ISK eine eigenständige, zwischen den beiden Großparteien vermittelnde Position: Plurale Organisationen, Gewerkschaften, sozialistische Gruppen, kommunistische und sozialistische Parteien und nicht zuletzt die Sozialdemokratie sollten auf eine Einheitsfront hinwirken, die sich parlamentarisch und außerparlamentarisch niederschlagen sollte. Im Unterschied zur KPD setzte der ISK dabei nicht auf Partei- und Gewerkschaftsführungen, sondern auf die Basis der Organisationen.

Schon im Laufe des Jahres 1932 wurde dem ISK klar, dass die Strategie der Einheitsfront gescheitert war. Und so begann er schon im Herbst 1932 damit, sich auf die Untergrundarbeit vorzubereiten, indem Mitgliedsbücher und alle Insignien einer Mitgliedschaft im ISK vernichtet wurden und das Verhalten im Falle von Verhören und Verhaftungen geübt wurde. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten kam dem ISK seine vergleichsweise kleine Mitgliederzahl und seine verschworene Struktur zugute. Während die Funktionär_innen und aktiven Mitglieder von Gewerkschaften, SPD, KPD und SAPD großen Verfolgungswellen ausgesetzt waren, blieben beim ISK größere Repressionen aus, lediglich seine führenden Köpfe waren zur Emigration gezwungen. Die in Deutschland Verbliebenen passten ihre Strategien an: Das neue Ziel war, eine freie Gewerkschaftsbewegung zu initiieren. In allen Städten, in denen ISK-Gruppen vorhanden waren, wurde eine klandestine »Unabhängige Sozialistische Gewerkschaft« (USG) gegründet, in der Personen aus den lokalen sozialistischen Bewegungen gesammelt wurden – häufig, ohne dass den einzelnen Mitgliedern bewusst war, dass sie Teil eines vom ISK organisierten Netzwerkes waren. Die Organisation der Untergrundarbeit wurde durch neue, transnationale Bündnisse möglich: Bereits im Sommer 1933 einigte sich Eichler mit der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) auf eine Kooperation. Ein Bündnis, das für den ISK noch große Bedeutung bekommen sollte.

Die durch die Repressionen ausgelöste Neustrukturierung des ISK führte auch zu seiner Internationalisierung, die durch die erzwungene Emigration der Bundesführung eingeläutet wurde. In London war schon in den Vorjahren eine britische Sektion gegründet worden und in Paris sammelten sich um Willi Eichler einige führende Köpfe des ISK, die dort ein publizistisches Standbein aufbauten. Hier wurden zunächst die Reinhart-Briefe sowie die Sozialistische Warte veröffentlicht, die über die Kontakte zur ITF über Bahnverbindungen in das deutsche Netzwerk des ISK eingeschmuggelt werden konnten, wo sie in Betrieben und über Gewerkschaftsstrukturen verteilt wurden. Insbesondere die publizistische Arbeit war so in den Jahren nach 1933 eng mit dem lokalen Engagement gegen das NS-Regime verbunden: Die Zeitschriften waren ein wichtiger Bestandteil des symbolischen Arsenals, über das der Fortbestand einer sozialistischen Opposition im lokalen Raum kommuniziert wurde. Sie verwiesen zwar nicht auf den ISK als Urheber, adressierten aber die Breite der »Reihen der Sozialisten«[11] und versuchten so, dem Zerfall der Arbeiter_innenbewegung entgegenzuwirken. Dabei traten sie immer wieder in eine kritische Position gegenüber den ehemaligen Führungen der Sozialdemokratie und des ADGB,[12] denen sie ein legalistisches Stillhalten und persönlichen Kollaborationswillen vorwarfen.[13]

Für Karl und Grete Hofmann wurde das Jahr 1933 zu einem Schicksalsjahr, persönlich wie auch politisch. Karl Hofmann hatte sich geweigert, zum Arbeitsantritt den Hitlergruß zu vollziehen, und war daraufhin aus der Continental entlassen worden.[14] Fast zeitgleich musste das Paar zusätzlich zu der eigenen, 1927 geborenen Tochter die Tochter ihrer Schwägerin, der KPD-Aktivistin Else Zimmermann[15], aufnehmen, da diese zu sieben Jahren Arbeitslager verurteilt worden war.[16] Zudem zwangen sie Arbeitslosigkeit und das wachsende Misstrauen der Nachbar_innen, ihre bisherige Wohngemeinschaft aufzugeben und in eine Wohnung in der sogenannten »roten Burg«, einem großräumigen Quartier der Genossenschaftsbewegung an der Göttinger Chaussee in Ricklingen[17], zu ziehen. Das Arbeitermilieu, in dem sich ihr neuer Wohnort befand, schützte die beiden bei ihrer politischen Arbeit.[18] Durch die familiäre Doppelbelastung, die verlorene Arbeitsstelle und die steigende Gefahr für die eigene Familie sah sich Hofmann dennoch gezwungen, die Leitung des hannoverschen ISK abzugeben. Hofmann wurde in der Folgezeit gezielt aus gefährlichen Aktionen herausgehalten. Eine Morbus-Bechterew-Erkrankung und die familiäre Situation führten dazu, dass innerhalb der Gruppe vereinbart wurde, dass sein Name bei Verhaftungen auf keinen Fall genannt werden dürfe. In den folgenden Jahren kamen Karl und Grete Hofmann jedoch wichtige infrastrukturelle Funktionen innerhalb der Gruppe zu. Grete eröffnete eine Schneiderei, die einen unauffälligen Anlaufpunkt zur Verteilung von Informationen darstellte, übernahm Kurierfahrten zu den anderen bundesweiten Gruppen und war aktiv an den Widerstandsaktionen beteiligt. Die Wohnung der Hofmanns wurde zum Versteck für gefährdete Genoss_innen und für die Materialien, die für Aktionen benötigt wurden, und spätestens ab 1936 war Hofmann Teil eines vierköpfigen Bundeskomitees, das im Kriegsfall die Aktivitäten des ISK koordinieren sollte.[19]

Unter Tage

Die Lage Hannovers auf der Achse Paris – Berlin und der verhältnismäßig hohe regionale Organisationsgrad machten Hannover zu einem Zentrum der Widerstandstätigkeit. Strukturell spannte der ISK hierfür in Hannover in den Jahren nach 1933 ein Untergrundnetz auf, das weit über die Stadt hinausreichte und auf wesentlichen ökonomischen und strukturellen Pfeilern basierte: Es wurden sogenannte Vegas, vegetarische Gaststätten, gegründet, und auch andere selbst gegründete Geschäfte fungierten als Nachrichtenknotenpunkte und als Einnahmequellen, um die Untergrundarbeit zu finanzieren. Hierzu gehörten in Hannover neben Erna Blenckes mobilem Brothandel auch die Schneiderei, die Grete Hofmann 1935 eröffnet hatte. Nachrichten konnten über diese Anlauf- und Verteilerstellen unauffällig weitergeleitet werden, privater Kontakt hingegen wurde auf das Notwendigste reduziert, größere Gruppentreffen vermieden. Die USG-Gruppen lieferten Informationen aus den Großbetrieben Conti, Bahlsen, der Hanomag und Günther Wagner,

die an die Pariser Zentrale weitergeleitet wurden. Die Arbeit des ISK konzentrierte sich in dieser Zeit auf zwei wesentliche Punkte: Auf die Verteilung der Nachrichten aus dem Ausland und auf symbolische Aktionen, welche zum Widerstand gegen das NS-Regime aufriefen. Dabei entwickelte der ISK eine außerordentliche Kreativität, die auch in Hannover sichtbar wurde: Eigene Münzen in der Größe eines Fünfmarkstücks mit der Aufschrift »1. Mai. Brechet das Joch der Tyrannen« wurden geprägt und in der Stadt verteilt; in Walnüssen und Streichholzschachteln wurden Flugblätter versteckt; ein Stempelkoffer druckte antifaschistische Losungen auf den Boden, die durch die Einwirkung von Tageslicht sichtbar wurden, ebenso funktionierten Plakate an Litfaßsäulen, die zunächst eine Werbebotschaft zeigten, welche sich dann in den Schriftzug »Am 29.03. Nein.« verwandelte. Daneben war die Fluchthilfe für gefährdete Genoss_innen und jüdische Verfolgte eine wichtige Aufgabe der Gruppe,[20] der sich ab 1938 vor allem Karl und Grete Hofmann widmeten: Einerseits diente schon seit längerem ein Wochenendhaus der beiden als Versteck, andererseits bekam Karl Hofmann 1938 eine Anstellung bei einer Kohlenhandlung, in der ein Kohlewagen mittels eines präparierten Verstecks für die Fluchthilfe genutzt werden konnte.[21]

Einbrüche

Im direkten Vergleich mit den parteilichen Großorganisationen KPD und SPD ist es bemerkenswert, wie funktional und effektiv der ISK seine Strukturen aufrechterhielt. Erst im November 1936 gelang es der Gestapo aufgrund eines missglückten Fluchtversuches eines ISKlers, die Gruppen in Frankfurt und Hamburg aufzudecken, was auch zu ersten Verhaftungen in Hannover führte. Zum Jahreswechsel 1937–1938 rollte dann jedoch eine Verhaftungswelle von Berlin Richtung Westen: 91 Mitglieder der Kerngruppe des ISK wurden verhaftet, was der Funktionalität des Untergrundnetzes einen schweren Schlag versetzte. In Hannover kam es zwar nur zu wenigen Verhaftungen, jedoch mussten sich einige wichtige Mitglieder, unter ihnen Erna Blencke, Otto Bennemann und Alfred Dannenberg, ins Ausland absetzen. Dennoch: Substanziell hatte die Gruppe in Hannover den geringsten Schaden erlitten. Die lokalen USG-Gruppen waren zwar zum Erliegen gekommen, jedoch waren die Ermittlungen mit einer letzten Hausdurchsuchung und einem Verhör Hofmanns ohne weitere Ergebnisse abgeschlossen worden. Die Strategien, die der ISK für den Ernstfall erprobt und entwickelt hatte, hatten funktioniert. Die Aktivitäten konzentrierten sich allerdings in der Folgezeit überwiegend darauf, Genoss_innen zur Flucht zu verhelfen, Inhaftierte zu unterstützen und ihren Familien zu helfen. Der lokale Widerstand war kurz nach Kriegseintritt weitgehend zum Erliegen gekommen. Der Kontakt zu den Exilgruppen brach zusammen, und auch die Verteilung der Reinhart-Briefe kam zum Erliegen.

Die Folgejahre waren auch für Karl und Grete Hofmann vermutlich die schwersten Jahre: 1938 kam es im Zuge der Verhaftungen auch bei ihnen zu einer Hausdurchsuchung und Karl Hofmann wurde zum Verhör vorgeladen, allerdings reichten die Beweise gegen ihn für eine Verhaftung nicht aus. 1940 wurde die zweite Tochter der Hofmanns geboren, und 1943 wurde ihre Wohnung bei Bombardements zerstört. Von nun an lebten sie im Wochenendhaus, das sie zeitgleich für die Fluchthilfe nutzten, in der ständigen Gefahr, selbst untertauchen zu müssen: Im Keller ihres Wohnhauses befanden sich noch die Druckplatten der Münzprägemaschine und einige Kisten mit Flugblättern, und eine Räumung des Geländes hätte die Familie in größte Gefahr gebracht.[22]

Infolge der Besetzung Frankreichs und Dänemarks musste sich auch der im Exil befindliche ISK umstrukturieren. Die Pariser Zentrale emigrierte größtenteils nach London, wo sie enge Kontakte zu den sich dort befindlichen sozialistischen Exilgruppen aufbaute. Diese Annäherung führte dazu, dass der Exil-ISK sich in die Bestrebungen für eine sozialistische Einheitspartei einreihte, die in der »Union deutscher sozialistischer Organisationen in Groß-Britannien« mündete. Die Vorbereitungen zielten ab 1943 verstärkt darauf, die Zeit nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes vorzubereiten. Im Zuge dieser strategischen Arbeit wurde dem ISK im Exil schlussendlich auch das Bekenntnis zur parlamentarischen Demokratie abgerungen.[23] Der Bund blühte also im Exil auf, während seine Aktivitäten in Hannover stagnierten.

Tageslicht

Dies änderte sich erst wieder im Herbst 1944: Nun fanden Treffen zur Vorbereitung der Kooperation mit den Alliierten im Wochenendhaus der Hofmanns statt. Der Gewerkschafter und Sozialdemokrat Albin Karl plante gemeinsam mit Karl Hofmann die Besetzung von Schlüsselpositionen in den Ämtern der Stadt Hannover. Im Verbund mit Mitgliedern von SPD, SAPD, dem ISK und den Gewerkschaften verabredeten sie eine paritätische Besetzung von Schlüsselpositionen durch Gruppen aus der Arbeiter_innenbewegung und vereinbarten, am Tage der Besetzung Hannovers gemeinsam bei der Kommandantur vorzusprechen. Hofmann schaffte es nach Kriegsende allerdings erst zwei Tage später, in die Stadt zu gelangen, wodurch einige wesentliche Posten allein durch die Sozialdemokraten besetzt wurden. Doch der Ausschuss für Wiederaufbau, das wichtigste Stadtgremium der frühen Besatzungszeit, wurde vornehmlich mit Personen aus den Netzwerken von Albin Karl und Karl Hofmann, mehrheitlich mit Sozialdemokraten, jedoch auch durch Mitglieder von ISK, KPD, DDP, des Zentrums sowie einer jüdischen Delegation, besetzt.

Der Verleger und ISK-Mitglied Erich Irmer berichtete im Juni 1945 von der Situation vor Ort: »Glücklicherweise fand ich Hofmann im Rathaus, das einem aufgestocherten Ameisenhaufen glich, und es war schwierig, eine Ecke zu finden, wo man sich was erzählen konnte. Überall waren Sitzungen und Besprechungen im Gange, und die Gänge waren voll von wartenden Menschen. Daß dabei überhaupt eine Arbeit herauskommen konnte, schien mir zweifelhaft. Karl Hofmann machte damals einen außerordentlich frischen Eindruck. […] ›Wir sind hier richtig drin und machen überall mit‹, sagte Karl. ›Beinahe wäre ich sogar Bürgermeister oder Polizeipräsident geworden. Nur dadurch, daß ich so weit draußen wohne, konnte ich erst am dritten Tag in die Stadt kommen, aber unsere Verbindungen und unsere Arbeit in der Illegalität helfen uns außerordentlich.‹«[24]

Die Idee der sozialistischen Einheitspartei wurde vom ISK zunächst weiterverfolgt. Zusammen mit Genoss_innen aus der SAPD versuchte der ISK Hannover, das linke Lager zu konsolidieren. Die »Arbeitsgemeinschaft zur Bildung der sozialistischen Einheit« sollte Sozialdemokrat_innen und Kommunist_innen dazu bewegen, der Idee einer sozialistischen Einheitspartei zuzustimmen.[25] Am 10. August einigte sich allerdings Eichler mit Kurt Schumacher auf eine Integration des ISK in die SPD. Der Prozess wurde zwar von vielen Mitgliedern mit großer Skepsis begleitet, jedoch setzte sich der pragmatische Kurs Eichlers durch – nicht zuletzt, weil die Erfahrungen in Hannover zu zeigen schienen, dass für den ISK so ein politischer Gestaltungsraum entstehen könne. So bekleideten Alfred Kubel und Otto Bennemann in den Folgejahren wichtige politische Ämter, Alfred Dannenberg wirkte zusammen mit dem aus der hannoverschen Widerstandszeit eng mit ihm verbundenen Otto Brenner wesentlich am Aufbau der IG Metall mit. Andere ISKler stiegen im Deutschen Gewerkschaftsbund bis in den Bundesvorstand auf. Und auch für Hofmann begann eine steile politische Karriere im Staatsdienst: Zunächst wurde er im September 1945 als politischer Referent der Handwerkskammer und dann für die Entnazifizierung der Handelskammer eingesetzt. Schon im Dezember 1946 wurde Hofmann ins Justizministerium übernommen, wo er den Entnazifizierungsausschuss leitete, und im Februar 1947 folgte die Beförderung zum Staatskommissar für Entnazifizierung. Diese Position bekleidete er, bis er im Januar 1950 zum Ministerialrat und Leiter der Informationsstelle befördert wurde.[26] Die Konzessionen, zu denen die sozialistische Linke gezwungen war, erzeugten also auch berufliche und politische Perspektiven. Zugleich bestimmten andere Akteure in hohem Maße das Kräftefeld, in dem sich die Sozialisten nun bewegten.

Die zweite Hälfte der 1940er Jahre war für die sozialistische Linke in Westdeutschland zunächst eine Aufbruchszeit. Der militärisch-ökonomische Komplex, der den Nationalsozialismus in seiner verheerendsten Form erst ermöglicht hatte, war in den Fokus der Alliierten und in das Blickfeld der Öffentlichkeit geraten. Wenngleich die Besatzungsmächte auf eine Restauration der Weimarer Parteienstruktur setzten, schien es für eine kurze Zeit einen politischen Konsens zu geben, der sich, wie es Peter von Oertzen 1972 formulierte,[27] von der KPD über die SPD bis zur CDU erstreckte und der, als Lehre aus der Katastrophe des Nationalsozialismus, die Vergemeinschaftung von Schlüsselindustrien und die Stärkung gemeinwohlorientierter Wirtschaftsweisen umfasste. Die Widerstandsnetzwerke, die den Nationalsozialismus überstanden und Solidaritäten erzeugt hatten, sie setzten sich im Neuaufbau in persönliche Teilhabe an der gesellschaftlichen Gestaltung um. Schon zum Ende der 1940er Jahre kam der Progress jedoch vor dem Hintergrund des Kalten Krieges zum Erliegen. Die sozialistischen Bewegungen gerieten im Zuge eines erstarkenden Antikommunismus in die Defensive. Nun waren es andere Netzwerke, die wieder ans Tageslicht drängten: Kontakte aus der Zeit vor dem Kriegsende begünstigten nicht zuletzt im sicherheitspolitischen Bereich die Karrieren von gehobenen Beamten mit nationalsozialistischer Vergangenheit, und trotz seiner sozialdemokratischen Regierung stellte Niedersachsen hier beileibe keine Ausnahme dar. So vollzog sich die Karriere Hofmanns unter sich wandelnden Vorzeichen: Die Entnazifizierung sollte nach der Übergabe der Kompetenzen von den Besatzungsmächten an die Deutschen pragmatisch abgewickelt werden, und auch die sogenannten »131er«, also Beamte, die durch die Entnazifizierung bis 1951 vom Dienst suspendiert waren, drängten zurück in die Institutionen. Der gesellschaftlich-kulturelle Wandel, der damit einherging, erfasste insbesondere die staatlichen Institutionen und wirkte sich auch auf das Handeln und Denken der Akteure aus.

In Niedersachsen vollzog sich die Rückkehr der nationalsozialistischen Eliten unter besonderen Vorzeichen. Von 1946 bis 1963 wurde das Land mit einer kleinen Unterbrechung von sozialdemokratisch geführten Koalitionen regiert, die weit in das konservative Lager hineinreichten. Gerade die ersten Regierungen unter Hinrich Wilhelm Kopfs Ägide zeichneten sich dadurch aus, dass sie die Gegensätze, die den politischen Raum teilten, in die Regierungspraxis integrierten. Hier wurden Widerständler_innen nicht, wie es Rigoll für die Bundesrepublik in der Grundtendenz darlegt, in die institutionelle Diaspora verbannt oder in den Ruhestand versetzt, sondern in den Neuaufbau der Gesellschaft einbezogen: So kam es dazu, dass in der Staatskanzlei unter Kopfs Führung der NS-Jurist Justus Danckwerts zusammen mit dem ehemaligen Leiter der Osnabrücker Staatspolizeistelle, Richard Skiba, saß,[28] sich Alfred Kubel vom ISK den Kabinettstisch mit Erich Schellhaus und Hermann Ahrens teilte.[29] Karl Hofmann war sowohl in der Entnazifizierung wie auch in der Leitung des Verfassungsschutzes der ehemalige Oberleutnant der Wehrmacht Hans-Georg Nullmeyer an die Seite gestellt worden. Funktionieren konnten diese politisch-kulturellen Querfronten nur unter dem Leitmotiv eines gesellschaftlichen Neuanfangs, der von den Sozialisten in einzelnen Teilen mitdefiniert wurde. Unter Kopf wurden diese Akteure oftmals nach Jahren der Gefahr und der Entbehrung in die ministerielle Verwaltungspraxis des Landes eingebunden und nahmen den kulturellen Wandel, der sich um sie herum vollzog sukzessive mit. Die Themen, die einst ihr Handeln bestimmten, sie wurden durch die administrativ-organisationellen Logiken ihrer Tätigkeit in den Hintergrund gedrängt.

Indes: Wie anhand des zweiten Teils von Hofmanns Biografie in der kommenden Ausgabe des Demokratie-Dialogs zu zeigen sein wird, ist dieser Prozess der Einpassung nicht reibungslos und sind die Menschen, die ihn durchlaufen, immer auch als eigenständige Subjekte mit einer relativen und institutionell begrenzten Autonomie über ihr Handeln zu sehen.

 

Literatur:

Becker, Jens/Lensch, Harald: »Es darf nie wieder zu einem 1933 kommen!« Das gewerkschaftspolitische Selbstverständnis Otto Brenners in der Bundesrepublik Deutschland, in: Mitteilungsblatt des Instituts für soziale Bewegungen, Jg. 35 (2006), H. 1, S. 59–73.

Buschfort, Wolfgang: Geheime Hüter der Verfassung. Von der Düsseldorfer Informationsstelle zum ersten Verfassungsschutz der Bundesrepublik (1947–1961), Paderborn 2004.

Döscher-Gebauer, Susanne/Schmid, Hans-Dieter/Schmiechen-Ackermann, Detlef: Linkssozialistischer Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur in Hannover, Leipzig 2015.

Erker, Paul: Zulieferer für Hitlers Krieg. Der Continental-Konzern in der NS-Zeit, München/Berlin 2020.

Glienke, Stephan A.: Die NS-Vergangenheit späterer niedersächsischer Landtagsabgeordneter. Abschlussbericht zu einem Projekt der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen im Auftrag des Niedersächsischen Landtages, Hannover 2012.

Goschler, Constantin/Wala, Michael: »Keine neue Gestapo«: Das Bundesamt für Verfassungsschutz und die NS-Vergangenheit, Hamburg 2015.

Hett, Benjamin Carter/Wala, Michael: Otto John: Patriot oder Verräter. Eine deutsche Biographie, Hamburg 2019.

Hofmann, Karl: Wie die Einheitsfront zustande kommt, in: Der Funke, 15.07.1932, URL: http://library.fes.de/inhalt/digital/funke/pdf/1932/19320715.pdf [eingesehen am 08.07.2021].

Klär, Karl-Heinz: Zwei Nelson-Bünde: Internationaler Jugend-Bund (IJB) und Internationaler Sozialistischer Kampf-Bund (ISK) im Lichte neuer Quellen, in: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Jg. 18 (1982), H. 3, S. 310–359.

Meyer-Schoppa, Heike: Zwischen »Nebenwiderspruch« und »revolutionärem Entwurf«: emanzipatorische Potenziale sozialdemokratischer Frauenpolitik 1945-1949, Herbholzheim 2004.

Nentwig, Teresa: Die Kabinettsprotokolle der Hannoverschen und der Niedersächsischen Landesregierung 1946 bis 1951, Hannover 2012.

Neumann, Thomas: Hannovers »Rote Burg«. Der Brüggemannhof/Schloßwender Garten, in: Geschichtswerkstatt Hannover (Hrsg.): Alltag zwischen Hindenburg und Haarmann. Ein anderer Stadtführer durch das Hannover der 20er Jahre, Hamburg 1987.

Oertzen, Peter von: Otto Brenner, in: Gewerkschaftliche Monatshefte, Jg. 13 (1972), H. 6, S.337–340.

Rigoll, Dominik: Staatsschutz in Westdeutschland. Von der Entnazifizierung zur Extremistenabwehr, Göttingen 2013.

Rüther, Martin/Schütz, Uwe/Dann, Otto: Deutschland im ersten Nachkriegsjahr. Berichte von Mitgliedern des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK) aus dem besetzten Deutschland 1945/46, München 1998.

Schwarz, Michael: Funktionäre mit Vergangenheit. Das Gründungspräsidium des Bundes der Vertriebenen und das »Dritte Reich«, München 2012, S. 413–422.

Steinwascher, Gerd: Gestapo Osnabrück meldet … : Polizei- und Regierungsberichte aus dem Regierungsbezirk Osnabrück aus den Jahren 1933 bis 1936, Osnabrück 1995.

Walter, Franz: »Republik, das ist nicht viel«: Partei und Jugend in der Krise des Weimarer Sozialismus, Bielefeld 2014.

Archivalien:

Personalakte Karl Hofmann, Niedersächsisches Landesarchiv, Nds. 100, Acc. 2006/070 Nr. 25.

[1]Goschler, Constantin/Wala, Michael: »Keine neue Gestapo«: Das Bundesamt für Verfassungsschutz und die NS-Vergangenheit, Hamburg 2015; Hett, Benjamin Carter/Wala, Michael: Otto John: Patriot oder Verräter. Eine deutsche Biographie, Hamburg 2019; Buschfort, Wolfgang: Geheime Hüter der Verfassung. Von der Düsseldorfer Informationsstelle zum ersten Verfassungsschutz der Bundesrepublik (1947–1961), Paderborn 2004.

[2]Rigoll, Dominik: Staatsschutz in Westdeutschland. Von der Entnazifizierung zur Extremistenabwehr, Göttingen 2013, S. 21–22

[3]Als 131er werden Beamte bezeichnet, die im Zuge der Entnazifizierung zunächst für die Wiederverwendung gesperrt und erst ab 1951 wieder zugelassen wurden.

[4]Personalakte Karl Hofmann, Niedersächsischesdesarchiv, Nds. 100, Acc. 2006/070 Nr. 25.

[5]Interview Familienangehörige_r.

[6]Zum IJB, Nelson und dem fast sektenhaften Führungsstil siehe insbesondere: Walter, Franz: »Republik, das ist nicht viel«: Partei und Jugend in der Krise des Weimarer Sozialismus, Bielefeld 2014, S. 124 ff., sowie Klär, Karl-Heinz: Zwei Nelson-Bünde: Internationaler Jugend-Bund (IJB) und Internationaler Sozialistischer Kamp-Bund (ISK) im Lichte neuer Quellen, in: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Jg. 18 (1982), H. 3, S. 310–359.

[7]Döscher-Gebauer, Susanne/Schmid, Hans-Dieter/Schmiechen-Ackermann, Detlef: Linkssozialistischer Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur in Hannover, Leipzig 2015, S. 80.

[8]Döscher-Gebauer/Schmid/Schmiechen-Ackermann 2015, S.80–81.

[9]Klär: Zwei Nelson-Bünde, S. 322.

[10]Hofmann, Karl: Wie die Einheitsfront zustande kommt, in: Der Funke, 15.07.1932, URL: http://library.fes.de/inhalt/digital/funke/pdf/1932/19320715.pdf [eingesehen am 08.07.2021].

[11]Reinhart-Brief vom Juli 1934, zitiert nach Döscher-Gebauer/Schmid/Schmiechen-Ackermann, S. 101.

[12]Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund, der Dachverband der freien Gewerkschaften in der Weimarer Republik.

[13]Döscher-Gebauer/Schmid/Schmiechen-Ackermann, S.104.

[14]Interview Familienangehörige_r, sowie Döscher-Gebauer/Schmid/Schmiechen-Ackermann: S. 95. Zur Rolle Continentals und insbesondere der Betriebsführung Tischbeins unter den Nationalsozialisten, siehe: Erker, Paul: Zulieferer für Hitlers Krieg. Der Continental-Konzern in der NS-Zeit, München/Berlin 2020.

[15]Interview Familienangehörige_r.

[16]Meyer-Schoppa, Heike: Zwischen »Nebenwiderspruch« und »revolutionärem Entwurf«: emanzipatorische Potenziale sozialdemokratischer Frauenpolitik 1945–1949, Herbholzheim 2004, S. 59.

[17]Zur bemerkenswerten Geschichte der »roten Burg«, siehe: Neumann, Thomas: Hannovers »Rote Burg«. Der Brüggemannhof/Schloßwender Garten, in: Geschichtswerkstatt Hannover (Hrsg.): Alltag zwischen Hindenburg und Haarmann. Ein anderer Stadtführer durch das Hannover der 20er Jahre, Hamburg 1987, S. 77–81

[18]Döscher-Gebauer/Schmid/Schmiechen-Ackermann, S. 94–96.

[19]Döscher-Gebauer/Schmid/Schmiechen-Ackermann, S. 90–96 sowie S. 121.

[20]Döscher-Gebauer/Schmid/Schmiechen-Ackermann, S.97–101.

[21]Interview Familienangehörige_r.

[22]Döscher-Gebauer/Schmid/Schmiechen-Ackermann, S.119–121.

[23]Siehe hierzu: Klär, S. 342 ff.

[24]Irmer, Erich: Report über Deutschland, ohne Datum, in: Rüther, Martin/Schütz, Uwe/Dann, Otto: Deutschland im ersten Nachkriegsjahr. Berichte von Mitgliedern des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK) aus dem besetzten Deutschland 1945/46, München 1998.S. 129–143, hier S. 135.

[25]Becker, Jens/Lensch, Harald: »Es darf nie wieder zu einem 1933 kommen!« Das gewerkschaftspolitische Selbstverständnis Otto Brenners in der Bundesrepublik Deutschland, in: Mitteilungsblatt des Instituts für soziale Bewegungen, Jg. 35 (2006), H. 1, S. 59–73, hier S. 67.

[26]Personalakte Karl Hofmann, Niedersächsisches Landesarchiv, Nds. 100, Acc. 2006/070 Nr. 25.

[27]Oertzen, Peter von: Otto Brenner, in: Gewerkschaftliche Monatshefte, Jg. 13 (1972), H. 6, S.337–340, hier S. 338.

[28]Zu Skiba, siehe: Steinwascher, Gerd: Gestapo Osnabrück meldet … : Polizei- und Regierungsberichte aus dem Regierungsbezirk Osnabrück aus den Jahren 1933 bis 1936, Osnabrück 1995, S. 18–21. Zu Danckwerts, siehe: Nentwig, Teresa: Die Kabinettsprotokolle der Hannoverschen und der Niedersächsischen Landesregierung 1946 bis 1951, Bd. II, Hannover 2012, S. 606.

[29]Schellhaus war Mitglied des BHE und von 1951 bis 1957 und 1959 bis 1963 Minister für Vertriebene. Als Oberleutnant war Schellhaus unter anderem an der Ostfront an der massenhaften Verfolgung und Tötung von Juden beteiligt, siehe: Schwarz, Michael: Funktionäre mit Vergangenheit. Das Gründungspräsidium des Bundes der Vertriebenen und das »Dritte Reich«, München 2012, S. 413–422. Hermann Ahrens war seit 1931 NSDAP-Mitglied gewesen, als Gauredner, Parteibeauftragter und Kreisleiter für die Partei aktiv gewesen, siehe: Glienke, Stephan A.: Die NS-Vergangenheit späterer niedersächsischer Landtagsabgeordneter. Abschlussbericht zu einem Projekt der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen im Auftrag des Niedersächsischen Landtages, Hannover 2012, S. 145.