Wie verändert sich die Demokratiezufriedenheit in Niedersachsen während der Corona-Pandemie?

von Simon T. Franzmann, 14.02.2022

Häufig wird eine einseitige Abnahme der Demokratiezufriedenheit vermutet – oder zumindest berichtet, dass die Corona-Maßnahmen von einem Teil der Bevölkerung als einen Schritt in Richtung Diktatur gewertet werden (- z.B. der Kommentar von Susanne Gaschke in der Welt auf Basis von INSA-Daten). Für Niedersachsen ist das Ergebnis nicht so eindeutig. Ganz im Gegenteil. Wir sehen ein Auseinanderdriften der Demokratiezufriedenheit.

Im Niedersächsischen Demokratiemonitor zeigt sich das im Vergleich der Zufriedenheitswerte vor der Pandemie zum Jahreswechsel 2018/19 und während der Pandemie im Sommer 2021. Das Diagramm fasst die Ergebnisse zusammen. Die orangenen Balken illustrieren die Ergebnisse für 2021; die blaue Linie zeigt die Vergleichswerte für 2019. Hier wird deutlich, dass insbesondere die Ausprägungen der teils/teils-Kategorie – also die Häufigkeit derjenigen Befragten, die weder sonderlich zufrieden noch unzufrieden sind – um neun Prozentpunkte abgenommen haben. Dafür gibt es einen Anstieg der Personengruppen, die eher unzufrieden sind und bei denjenigen, die eher zufrieden sind. Dabei sind die Zufriedenen in der Überzahl: Hier gibt es einen Anstieg von sechs Prozentpunkten, während es bei den Unzufriedenen einen Anstieg von vier Prozentpunkten gab. Diese Werte sind ein Indiz für eine leichte Polarisierung.

Die für Niedersachsen gefundenen Werte sind auf den ersten Blick im Mittel etwas niedriger als die zum Beispiel von Europäischen Kommission im Eurobarometer für ganz Deutschland berichteten. Dort sind über 70% der Befragten in ganz Deutschland sehr oder eher zufrieden mit der Demokratie – und ca. 27% eher und vollkommen unzufrieden. Allerdings wird dort nicht wie bei uns eine teils/teils-Kategorie erhoben. Diese halten wir aber bei der Frage nach der Demokratiezufriedenheit für sinnvoll, um so den Anteil der wirklich Unzufriedenen gegenüber denjenigen, die nur leichte Bedenken haben, ermitteln zu können.

In der allgemeinen Bevölkerungsumfrage für Deutschland – dem ALLBUS – sind 2018 knapp 80% der niedersächsischen Bevölkerung im Lager der zumindest eher Zufriedenen. Dies entspricht ziemlich genau dem Wert, den wir 2021 bei Zusammenrechnen der Kategorien teils/teils sowie eher und sehr zufrieden finden. Diese 80% entsprechen ziemlich genau dem Mittelwert für ganz Deutschland – wobei tendenziell die ostdeutschen Länder niedrigere Werte aufweisen.

Die am Institut für Demokratieforschung sowie der SUB der Georg-August-Universität Göttingen beheimatete Forschungs- und Dokumentationsstelle zur Analyse der politischen und religiösen Extremismen in Niedersachsen (FoDEx) führt seit 2019 regelmäßige Studien zu den politischen Einstellungen der niedersächsischen Bevölkerung durch.

Unsere Befunde zur Demokratiezufriedenheit in Niedersachsen und weitere Ergebnisse zum Stand der politischen Einstellungen der Niedersachsen finden Sie im aktuellen Niedersächsischen Demokratiemonitor.

Seite des Niedersächsischen Demokratiemonitors bei FoDEx und Download der Studie:

Werte der Europäischen Kommission zur Demokratiezufriedenheit:

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/153854/umfrage/zufriedenheit-mit-der-demokratie-in-deutschland/ , zuletzt abgerufen am 13.02.2022.

Beitrag von Susanne Gaschke in der WELT: https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus236706639/Politikverdrossenheit-Wenn-Corona-Politik-zum-Unsicherheitsfaktor-wird.html, zuletzt abgerufen am 13.02.2022