Am 7. Oktober 2023 überfiel die Hamas zusammen mit anderen bewaffneten Gruppen Israel an der Grenze zum Gazastreifen. Die Terrorist*innen ermordeten hunderte Menschen, raubten und zerstörten ihr Eigentum und verübten sexualisierte Gewalt. Zudem entführten sie eine dreistellige Zahl an Menschen in den Gazastreifen.[1] In Deutschland kam es in den folgenden Wochen und Monaten zu einem massiven Anstieg antisemitischer Vorfälle, die vom zivilgesellschaftlichen Verband der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) bundesweit erfasst werden.[2] Viele der seit dem 7. Oktober 2023 registrierten antisemitischen Vorfälle in Deutschland ereigneten sich im Kontext von Demonstrationen, die die Situation in Gaza zum Gegenstand hatten. Sie dienen als »Gelegenheitsstrukturen«[3], um bereits zuvor vertretene antisemitische Inhalte publikumswirksam zu äußern. Allerdings stellt sich hier die Frage, wo die Grenze zwischen antisemitischen Äußerungen und nicht-antisemitischen pro-palästinensischen Bekundungen verläuft. Die Frage nach der Definition des Antisemitismus, die seit Jahren teilweise erbittert geführt wird und sich insbesondere an der Frage aufhängt, wann gegen Israel gerichtete Äußerungen antisemitisch sind, hat seitdem noch einmal an Schärfe gewonnen. Gleiches gilt für die Frage nach seinen Quellen und Ursachen sowie nach Strategien zu seiner Bekämpfung. Das gilt insbesondere für den Antisemitismus unter Muslim*innen, der im Fokus dieses Aufsatzes liegt.

In der Forschung wird häufig zwischen verschiedenen Formen des Antisemitismus unterschieden: (1) Der klassische Antisemitismus umfasst demnach sowohl (a) bereits seit dem Mittelalter verbreitete Vorurteile und Mythen (so etwa die Vorwürfe jüdischen Zinswuchers oder das Verbreiten der Legende von Ritualmorden an nichtjüdischen Menschen)[4] als auch (b) seit dem 19. Jahrhundert verbreitete moderne antisemitische Vorstellungen, bei denen Jüd*innen in pseudowissenschaftlicher Manier ererbte negative Eigenschaften angedichtet werden. Hinzu tritt (2) der sekundäre Antisemitismus, der auch als Schuldabwehr-Antisemitismus oder Post-Holocaust-Antisemitismus bezeichnet wird. Dieser wirft Jüd*innen vor, aus dem Holocaust Vorteile zu ziehen und die Schuld der Deutschen und anderer am Holocaust beteiligten Täter*innen übertrieben darzustellen. Durch den sekundären Antisemitismus wird somit eine Täter-Opfer-Umkehrung vorgenommen. Daneben gibt es (3) den israelbezogenen Antisemitismus, bei dem Stereotype und Vorurteile gegen Jüd*innen auf den Staat Israel übertragen werden.[5] Kennzeichnend für den israelbezogenen Antisemitismus ist die Überzeugung, Israel könne als jüdischer Staat kein Nationalstaat wie andere sein.[6]

Unter Antisemitismus werden hier Vorstellungen verstanden, nach denen Jüd*innen oder jüdisch gelesenen Personen und Institutionen pauschal negative Eigenschaften und/oder Handlungen zugeschrieben werden. Antisemitismus kann als eine Form der Outgroup-Feindlichkeit verstanden werden, die nach John M. Berger als Form des Extremismus gelten kann.[7] Jüd*innen werden demnach im antisemitischen Denken als Outgroup wahrgenommen, die das Wohlergehen der eigenen Ingroup (potenziell) gefährdet und somit feindselig betrachtet oder behandelt werden muss. Die Feindseligkeit kann im Extremfall bis zum Vernichtungswillen reichen.

Es ist allerdings festzuhalten, dass die konzeptionelle Fassung des Antisemitismus umstritten bleibt. Kann Antisemitismus primär als »Feindschaft gegen Jüdinnen*Juden«[8] verstanden werden? Oder ist diese Feindschaft nicht vielmehr Ausdruck einer durch »Hass auf Aufklärung, Selbstreflexion und Freiheit« getragenen »wahnhaft-projektive[n] Reaktion auf die jeweils historisch bestehenden Gesellschaften«[9], bei der die Verantwortung für diese komplexen gesellschaftlichen Entwicklungen auf Jüd*innen projiziert wird? Obwohl Antisemitismus in vielen Fällen von einem derartigen Wahn getragen ist, wäre empirisch zu prüfen, ob Hass auf Jüd*innen nicht auch ohne eine derartige wahnhafte Weltdeutung auftreten kann. Eine systematische Aufarbeitung dieser Frage kann hier aber ebenso wenig geleistet werden wie eine Darlegung der Diskussion um die prominenteren Definitionen wie die der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) oder die der sogenannten Jerusalemer Erklärung.[10]

In diesem Artikel soll auf Grundlage von zehn[11] Interviews, die zwischen November 2023 und August 2024 mit in Niedersachsen lebenden Muslim*innen in der Altersgruppe bis dreißig Jahre durchgeführt wurden, exemplarisch der Antisemitismus unter Muslim*innen beleuchtet werden. Nur bei wenigen Interviews wurden antisemitische Einstellungen artikuliert. Zwei Interviews fielen jedoch durch die Häufung antisemitischer Aussagen auf. Bei diesen griffen primärer Antisemitismus, Post-Holocaust-Antisemitismus und israelbezogener Antisemitismus gelegentlich stark ineinander und wurden bisweilen mit Kritik am Staat Israel verbunden, die in Teilen als nicht antisemitisch gelten kann.

Dieses Nebeneinander verschiedenster Komponenten kann als Bricolage (Bastelei) verstanden werden, die selbst sich widersprechende Aussagen miteinander kombiniert. Doch wie ist diese Bereitschaft zum Nebeneinander von Erzählungen und zum Ignorieren von logischen Brüchen erklärbar? Wo beginnt Antisemitismus im konkreten Einzelfall? Welchen Unterschied macht es, ob antisemitische Aussagen primär in klassische Verschwörungserzählungen eingebettet oder mit einem postkolonialen Weltbild kombiniert werden? Diesen Fragen wird anhand der Analyse der zwei muslimischen Fallbeispiele nachgegangen. Dabei soll nicht behauptet werden, dass es einen spezifisch muslimischen Antisemitismus gibt, da der Antisemitismus unter Muslim*innen sich nicht nur aus religiösen, sondern aus vielen Quellen speist.[12] Die Fragen nach dem Verhältnis von Antisemitismus und postkolonialem Weltbild sowie nach der Grenze zwischen Antisemitismus und Kritik an Israel sind angesichts der breiten internationalen Gaza-Bewegung auch im Hinblick auf Nicht-Muslim*innen von Interesse, auch wenn Muslim*innen auf diesen Demonstrationen eine sehr prominente Rolle spielen.

Palästina-Solidarität als Brücke zum klassischen und Post-Holocaust-Antisemitismus – der Interviewte 4

Für den Befragten hing die Wahrnehmung der deutschen Politik stark mit dem Konflikt um Gaza zusammen. So thematisiert er die deutsche Außenpolitik, als eigentlich Bundeskanzler Olaf Scholz Gegenstand des Gesprächs war. Seine Aussagen sollen hier als erstes Fallbeispiel analysiert werden.

Ohne eindeutige Gründe zu nennen, erklärt der Befragte, dass er Scholz nicht besonders möge.[13] Er vermutet, dass er den Krieg (»the war«) unterstütze (ebd.), und macht als Ursache die deutsche Schuld aus (»the guilt trip«, 386) – ohne den Holocaust explizit zu benennen. Auf Nachfrage erklärte er, es gehe um »our fight in Gaza and Palestine« (ebd.). Durch den Gebrauch der 1. Person Plural wird deutlich, dass er sich in starkem Maße mit den Palästinenser*innen identifiziert. Er erläutert seine Gründe dafür: »It’s a different country, but it affects me, […] not as a Muslim, but […] as a human being as well […]« (388). Nicht seine religiöse Identität sei Grund seiner Identifikation, sondern seine eigene Erfahrung mit militärischer Gewalt und der Angst vor Drohnen in seinem Heimatland (ebd.). Er fordert einen Waffenstillstand und erklärt, die Menschen müssten vor Bombardierungen und Tötungen geschützt sein. Während die Verwendung des Begriffes »guilt trip« die Dimension des Post-Holocaust-Antisemitismus aufscheinen lässt, in dem die deutsche Schuld relativiert wird, bringen die ersten Aussagen zu Gaza keinen Antisemitismus, sondern Solidarität mit den Palästinenser*innen zum Ausdruck und negieren auch nicht explizit die Rechte der jüdischen Bevölkerung. Allerdings erklärt der Befragte auch, dass das Land den Palästinenser*innen gehöre (ebd.). Jedoch bleibt dabei unklar, welchen Umfang das Land der Palästinenser*innen hat und ob der Befragte auch Jüd*innen ein Recht auf (ein) Land in dem Gesamtgebiet des ehemaligen Mandatsgebiets Palästina zugesteht.

Um zu klären, was der Befragte mit seiner Aussage meint, fragt der Interviewer danach, wie mit Israelis verfahren werden sollte, die auf diesem Land leben (389). Der Befragte negiert daraufhin nicht nur vollständig den israelischen Anspruch auf Land, sondern redet allgemein über Jüd*innen in der Geschichte. Diese Gleichsetzung aller Jüd*innen mit der vom Befragten äußerst negativ wahrgenommenen Gruppe der Israelis ist bereits als antisemitisch einzustufen – schließlich lebt selbst heute die Mehrheit der jüdischen Weltbevölkerung außerhalb Israels. Auch wenn der Befragte den Jüd*innen die Menschlichkeit nicht abspricht (»they are human beings as well«), präsentiert er eine Mischung aus dem auf das Mittelalter zurückgehenden Zerrbild des jüdischen Wucherers und modernen Verschwörungserzählungen von allmächtigen jüdischen Strippenzieher*innen: Demnach hätten Jüd*innen seit jeher anderen Menschen gegen Zinsen Geld geliehen, um sich dann, wenn die Schuldner*innen das Geld nicht zurückzahlen könnten, Einfluss auf »opposition and governments« (392) zu erpressen. Deshalb kommt der Interviewte zu dem Schluss, Jüd*innen hätten seit jeher »bad things« in »every land they went through« begangen (ebd.).

Ein Recht für Jüd*innen, weiterhin im Gebiet zwischen Jordan und Mittelmeer zu leben, scheint der Befragte uneingeschränkt abzulehnen: »Uh, I don‹t know where they [Jews] have to go, but they have to figure it out for themselves« (ebd.). Dass viele Jüd*innen bereits seit mehreren Generationen in Israel beheimatet sind und es auch vor der zionistischen Auswanderung jüdische Gemeinschaften im dortigen Gebiet gab, scheint dem Befragten entweder nicht bewusst zu sein oder aus seiner Sicht nicht gegen die Idee einer vollständigen Vertreibung der Jüd*innen zu sprechen, da nur die Palästinenser*innen als rechtmäßige Eigentümer*innen des Landes imaginiert werden.

Im weiteren Verlauf erhebt der Befragte gegen die nicht näher bestimmte Outgroup den Vorwurf, jedes Land, das sie aufsuchen würden, in eine »war zone« (394) zu verwandeln. Auf Nachfrage, ob er Jüd*innen oder Israelis meine, erklärt er, dass es ihm um »Zionists« gehe, denen er »brainwashing« (396) vorwirft, um schon junge Kinder mit Hass zu indoktrinieren. Wen er konkret unter »Zionists« fasst, bleibt aber unklar. Viele Jüd*innen protestierten auch gegen »atroc­ities« (ebd.). Hier spielt er wohl auf die internationalen Proteste gegen den israelischen Militär­einsatz in Gaza an und sieht in der Teilnahme von Jüd*innen an diesen Demonstrationen eine grundsätzliche Distanzierung von Israel. Der Versuch, zwischen Jüd*innen und Zionist*innen zu unterscheiden, fällt jedoch im weiteren Verlauf wieder in sich zusammen, wenn der Befragte den Jüd*innen allgemein vorwirft, in allen von ihnen aufgesuchten Ländern »chaos« (402) anzurichten. Der Befragte gibt sich überzeugt, dass »the whole world« im Falle der Einstellung der Aktivitäten der Zionist*innen »peaceful« (ebd.) werde. Die Wahnvorstellung jüdischer Allmacht, die der Befragte anfangs ohne konkreten Bezug auf den jüdischen Staat artikuliert, wird nun also auf Israel übertragen.

Seine Fantasie imaginierter jüdisch-zionistischer Allmacht geht so weit, dass er die Tatsache, dass in seinem autoritär verfassten Herkunftsland eine Person, die in der Öffentlichkeit eine Palästina-Flagge trug, verhaftet wurde, auf geheimen israelischen Einfluss zurückführt – obwohl sein Herkunftsland keine diplomatischen Beziehungen zum jüdischen Staat unterhält (413). Auf Nachfrage, ob alle Jüd*innen an dieser Allmacht partizipierten oder diese lediglich von einem Teil der Jüd*innen ausgehe, erklärt der Befragte, dass die Macht in der Hand einer kleinen jüdischen Gruppe sei, die in Verbindung zur Rothschild-Familie stehe – einer ursprünglich aus Frankfurt stammenden Bankiersfamilie, die seit dem 19. Jahrhundert Projektionsfläche für die fantasierte Akkumulation vom jüdischen Reichtum und Macht dient. Diese Familie beeinflusse demnach alle maßgeblichen politischen Führungspersonen der Welt (414–417). Hier wird die Verschwörungserzählung angerissen, der zufolge die Rothschilds durch finanzielle Macht die Geschicke der Welt kontrollieren würden.[14]

Abschließend lässt sich zu dem Fall festhalten, dass der israelbezogene Antisemitismus (artikuliert etwa in Form des Vorwurfs einer illegitimen Präsenz von Jüd*innen in Israel/Palästina) hier eingebettet wird in Verschwörungserzählungen, die dem Repertoire des klassischen Antisemitismus entstammen (so etwa der Erzählung jüdischer Allmacht, die unter anderem durch Wucherzinsen ausgeübt werde). Auf Elemente des Schuldabwehr-Antisemitismus wird lediglich angespielt (»the guilt trip«, 386). Widersprüche in den artikulierten Erzählfragmenten werden ausgeblendet: So ist etwa nicht zu verstehen, warum Jüd*innen trotz ihrer vermeintlichen Allmacht vor der Gründung Israels kein eigenes Heimatland erlangen konnten. Die Hinnahme dieser Inkonsistenzen spricht dafür, dass die antisemitischen Erzählungen vom Befragten unhinterfragt als Wahrheiten akzeptiert werden.

Der postkoloniale Blick auf Israel/Palästina – die Interviewte 11

Die zweite Befragte, deren Aussagen hier als zweites Fallbeispiel analysiert werden sollen, nimmt eine ausgeprägte Doppelmoral in Deutschland wahr. Bestimmte Grundrechte wie das Recht auf Meinungsfreiheit könnten einige Gruppen erfolgreich für sich beanspruchen, andere jedoch nur eingeschränkt. Die Befragte erklärt, in der Bundesrepublik »complete democracy« (Interviewte 11, 16) erwartet zu haben – also ein Ideal, dem ihr Geburtsland, das sie als »third world country« (ebd.) bezeichnet und damit implizit als defizitär markiert, nacheifern müsse. Tatsächlich aber habe sie antimuslimischen Rassismus in Deutschland erfahren müssen und zudem gebe es nicht für alle Protestierenden so viel Redefreiheit in Deutschland wie für diejenigen, die sich für »LGBTQ, for women‹s rights« (16) einsetzten. Diese Formen der Diskriminierung und der doppelten Standards passen für sie nicht zur Demokratie. Doppelmoral bemerkt sie nicht allein in Deutschland, sondern im Westen insgesamt. Zum einen erklärt die Befragte, dass es gut wäre, wenn Menschenrechte für alle gelten würden, doch sie müsse feststellen: »Some people have rights and some others don‹t. Some people matter more than others« (68). Zwar würde aus den Konzepten Demokratie und Menschenrechte hierzulande »a big deal« (ebd.) gemacht, gleichzeitig würden aber eklatante Menschenrechtsverletzungen bis hin zum Hunger ignoriert – das gelte etwa für Palästina, Syrien, Vietnam oder für Uigur*innen in China (ebd.). Zum anderen bemängelt sie jedoch, dass im Westen der Anspruch von Muslim*innen auf die Überlegenheit des Islam kritisiert werde, während es tatsächlich einen westlichen Chauvinismus gebe, dem zufolge der Rest der Welt nach westlichen Vorstellungen leben müsse, die nichtwestlichen Menschen in Form der Menschenrechte – eines vom Westen erfundenen Konzepts – aufgezwungen würden (66). Sie schwankt somit zwischen der Klage, der Westen respektiere die Menschenrechte gegenüber ehemals Kolonisierten nicht oder nur unzureichend, und dem Vorwurf, Menschenrechte seien ein für nichtwestlich sozialisierte Menschen unpassendes Konzept, das lediglich als Machtinstrument des Westens diene. Klar scheint für sie zu sein, dass ein fortwährendes, beklagenswertes Machtungleichgewicht zwischen dem Westen und dessen ehemaligen Kolonien fortbesteht. Versteht man das postkoloniale Weltbild als Fokus auf die »cultural interaction between colonizing powers and the societies they colonized, and the traces that this interaction left«[15], so wird klar, dass die Befragte mit einer postkolonialen Perspektive auf die Welt blickt. Diese prägt auch ihre Sicht auf den arabisch-israelischen Konflikt und dessen Wahrnehmung in Deutschland.

Als konkretes Beispiel für in Deutschland nicht akzeptierte Proteste nennt sie pro-palästinensische Demonstrationen. In Niedersachsen, wo sie selbst für Palästinenser*innen protestiert habe, habe sie sich dabei zwar sicher gefühlt, doch in Berlin seien »two friends« während eines solchen Protests festgenommen worden – »just for sitting on the grass« (30). Die Polizei sei dort »so brutal« und »physically abusive« (ebd.) vorgegangen und insbesondere ausländische Studierende hätten das Gefühl, nicht so viele Rechte zu haben – hier deutete sie an, die Betroffenen müssten ein Ende ihres Aufenthaltstitels oder gar eine Abschiebung fürchten (ebd.). Die Befragte scheint implizit ihre Peergroup als Opfer von Maßnahmen zu sehen, die mit der Verhinderung der Artikulation von Antisemitismus legitimiert werden. An dieser Stelle verweist die Befragte auf ein tatsächliches Problem: Insbesondere nach dem 7. Oktober im Herbst 2023 kam es mit wenig spezifischen Verweisen auf die Gefahr, auf Demonstrationen könne es zum Delikt der Volksverhetzung und antisemitischen Ausrufen kommen, zu zahlreichen vorab verhängten Demonstrationsverboten, insbesondere in Berlin.[16] Aufgrund von als willkürlich eingestuften Demonstrationsverboten, Gewalt auch vonseiten der Polizei und Verhaftungen stellte die amerikanische Nichtregierungsorganisation Freedom House eine Einschränkung der Versammlungsfreiheit in der Bundesrepublik fest und senkte die Gesamtpunktzahl, die die Qualität der Demokratie eines Landes wiedergeben soll, für Deutschland im Jahr 2023 auf 93 von 100 Punkten ab (2022: 94 von 100 Punkten). Die Diagnose der Befragten, die deutsche Demokratie weise in diesem Punkt Defizite auf, wird somit auch von professionellen Beobachter*innen geteilt.[17]

Der Befragten ist es sehr wichtig zu betonen, dass sie zwischen Israel und Jüd*innen unterscheidet. Bei Betrachtung eines als Stimulus gezeigten Fotos, das eine Szene in einer Synagoge zeigt, merkt sie – wohl mit Blick auf den arabisch-israelischen Konflikt –, es sei »never about religion« (108) gegangen. Es sei »nice« (ebd.), zu sehen, wie Menschen mit Freude ihre Religion ausüben würden. Aus ihrer Sicht müsse in der Demokratie die Maxime »You get to do your thing« (ebd.) gelten, und das respektiere sie. Zudem gebe es zwischen den abrahamitischen Religionen viele Gemeinsamkeiten. Im Judentum und Islam würden dieselbe Gebetsrichtung sowie das Verbot des Schweinefleischkonsums gelten – zudem gebe es nicht nur für muslimische Frauen das Gebot, den Kopf zu bedecken (ebd.).

Klar wird im Interview allerdings, dass die Befragte den Staat Israel uneingeschränkt ablehnt und Druck vonseiten des deutschen Staates, dessen Existenzrecht anzuerkennen, als Verstoß gegen die Menschenrechte und »undemocratic to the essence« (141) empfindet. Obwohl sie großen Respekt für die Geflüchtetenpolitik Deutschlands unter Angela Merkel habe und sie vor dem 7. Oktober den Eindruck hatte, Deutschland gebe sein Bestes, um gleiche Rechte für alle sicherzustellen, wolle sie jetzt das Land verlassen. Sie nimmt hier fälschlich an, dass das 2024 geänderte Staatsbürgerschaftsrecht eine Anerkennung des Existenzrechts Israels zur Voraussetzung mache. Tatsächlich wurde die explizite Verankerung einer entsprechenden Klausel im Gesetz zwar erwogen, letztlich aber verworfen. Die Rechtsprechung hat jedoch mittlerweile die Artikulation einer antizionistischen Position als hinreichenden Grund für die Verweigerung einer Einbürgerung anerkannt.[18] Wieder wird der postkolonial geprägte Blick der Befragten deutlich: Sie nimmt eine Ungleichbehandlung in Bezug auf die Meinungsfreiheit wahr und bemängelt, vermeintlich nichtwestliche Anliegen würden ungerechtfertigterweise stärker eingeschränkt als im westlichen Diskurs etablierte politische Ziele.

Ihre zunächst geäußerte antizionistische Ablehnung des Staates Israel ist für sich genommen nicht antisemitisch. Zwar sind antisemitische Einstellungen unter Antizionist*innen weit verbreitet[19] und Antizionismus stellt in vielen Fällen tatsächlich »eine geopolitische Reproduktion des Antisemitismus«[20] dar. Doch universalistische Positionen, die Ausgrenzungen und Diskriminierungen verschiedener Nationalstaaten kritisieren, diese deshalb grundsätzlich in Frage stellen und Israel dabei an denselben Maßstäben wie andere Nationen messen, können als nicht antisemitisch gelten – ebenso wie Ansätze, die die Machtasymmetrie zwischen Israelis und Palästinenser*innen in Ost-Jerusalem und den Autonomiegebieten kritisieren, dabei (trotz gegebener Unterschiede) Parallelen zu Macht­asymmetrien im kolonialistischen Zeitalter aufzeigen und diese zugunsten einer gleichberechtigten Machtverteilung auflösen wollen.

Doch die Befragte bleibt nicht bei der Ablehnung des Staates Israel stehen, sondern negiert im weiteren Interviewverlauf sogar das Recht israelischer Jüd*innen, in ihrer Heimat zu leben. Doch sie selbst weist darauf hin, dass in vielen Fällen bereits die Urgroßeltern heutiger jüdischer Israelis ins frühere Mandatsgebiet Palästina eingewandert sind. Diese Negation des Rechts auf das Leben in ihrem Geburtsland für jüdische Israelis ist als antisemitisch einzustufen. Die Befragte erklärt, da nur ein paar Millionen Menschen in Israel lebten (151), könnten diese in die USA umgesiedelt werden (155). Auch frage sie sich, warum das Vereinigte Königreich Jüd*innen überhaupt ins historische Palästina gebracht habe und nun »silent« bleibe – vielmehr müssten »the people who caused this« (155) für die Situation bezahlen. Hier wird ihr postkolonial geprägter Blick auf Israel/Palästina deutlich, da sie das von den kolonialen Siegermächten nach Ende des Ersten Weltkriegs eingesetzte Vereinigte Königreich als Mandatsmacht für die heutigen dortigen Verhältnisse verantwortlich macht. Die konkrete Nachfrage, ob sie sich eine Umsiedlung jüdischer Israelis ins Vereinigte Königreich oder in die USA wünsche, bejaht die Befragte (»For sure«, 157). Allerdings würden die beiden westlichen Staaten dergleichen nicht zulassen, denn: »[…] they know what they‹re capable of«. Welche Gruppe sie mit »they« bezeichnet, bleibt unklar. Die Frage, ob sie israelische Jüd*innen meine, verneint die Interviewte dann (159) – obwohl sie kurz zuvor selbst von der gesamten israelischen Bevölkerung gesprochen hat. Nun erklärt sie, vor allem die israelischen Streitkräfte und alle Menschen, die zionistisch seien, zu meinen (161), denn es gebe auch viele Jüd*innen, die sich mit der Sache der Palästinenser*innen solidarisierten und die Handlungen des eigenen Landes kritisierten (159). Angesichts der Tatsache, dass in Israel aufgrund der Wehrpflicht fast die gesamte jüdische Bevölkerung zeitweise im Militär dient und nur eine kleine Minderheit post-zionistische beziehungsweise nichtzionistische politische Modelle wie eine Ein-Staat-Lösung für alle Bevölkerungsgruppen befürwortet,[21] fällt die nachgeschobene Unterscheidung zwischen jüdischen Israelis insgesamt einerseits und Zionist*innen und dem Militär andererseits in sich zusammen. Auffällig an der Aussage ist die Form des vagen, nicht bestimmbaren Vorwurfs (»what they’re capable of«), die Rede im Modus des Raunens, mit der hier Jüd*innen eine besondere Macht zugeschrieben wird und die tatsächlich für Artikulationen des Antisemitismus typisch ist.[22] Da die Befragte somit implizit allen jüdischen Israelis das Lebensrecht in Israel verweigert, artikuliert sie eine antisemitische Position.

Allerdings bleibt es nicht bei dieser antisemitischen Artikulation. Vielmehr relativiert die Befragte den Holocaust. Dieser sei nur einer von vielen Genoziden, die sich in der Menschheitsgeschichte immer wieder ereigneten, wie sich auch am Schicksal der muslimischen Uigur*innen in China zeige. In der Bundesrepublik gebe es das Phänomen des »German guilt« (145) und Deutsche hätten eine unangemessene Obsession mit dem Holocaust: »Why is it the end of the world for you just because you were the one who did this one?« (ebd.). Mit dieser Formulierung wird der »Zivilisationsbruch Auschwitz«[23] trivialisiert – eine »Massenvernichtung«, die

»so etwas [bedeutet] wie die Widerlegung einer Zivilisation, deren Denken und Handeln einer Rationalität folgt, die ein Mindestmaß antizipatorischen Vertrauens voraussetzt; ein utilitaristisches Vertrauen, das eine gleichsam grundlose Massentötung, gar noch in Gestalt rationaler Organisation, schon aus Gründen von Interessenkalkül und Selbsterhaltung der Täter ausschließt«.[24]

Gleichzeitig werden auch andere Massentötungen, die nicht gleichermaßen als »grundlos« bezeichnet werden, ebenfalls bagatellisiert. Die Befragte geht so weit, die gegenwärtigen Handlungen Israels – wohl mit Blick auf die ab dem 7. Oktober 2023 begonnene Militäroffensive im Gazastreifen – mit dem Holocaust gleichzusetzen: »[…] what Israel is doing now, whether you agree or not, […] is exactly the same thing that Germany did« (ebd.). Diese Gleichsetzung ist eine antisemitische Dämonisierung Israels. Denn hätte das israelische Militär die Intention gehabt, so viele Bewohner*innen des Gazastreifens wie möglich zu töten – so wie der Vernichtungsapparat des nationalsozialistischen Deutschlands bemüht war, möglichst alle Jüd*innen Europas zu ermorden –, wären angesichts der Fähigkeiten der israelischen Streitmacht im Gazastreifen nicht zehntausende Menschen seit Oktober 2023 getötet worden, sondern weit mehr. An die Zahl der sechs Millionen Opfer des Holocaust reicht die Zahl der Toten im aktuellen Konflikt offenkundig bei Weitem nicht heran. Zudem erfolgte die Militäroffensive Israels, durch die die Menschen im Gazastreifen getötet wurden, nicht grundlos, sondern in Reaktion auf den von der Hamas angeführten Terrorangriff auf Israel und die damit einhergehenden Morde.[25] Unabhängig davon ist zu konstatieren, dass es glaubwürdige Vorwürfe gibt, dass im Gazastreifen Kriegsverbrechen durch Israel begangen wurden, von denen einige von der internationalen Genozid-Konvention erfasst werden, und die Frage, ob sich im Gazastreifen ein Genozid ereignet hat, der Klärung durch den Internationalen Gerichtshof harrt.[26] Äußerungen aus den Reihen der israelischen Regierung wie die des israelischen Finanzministers Bezalel Smotrich, wonach ein Aushungern der Bevölkerung im Gazastreifen gerechtfertigt sei, sind ein starkes Indiz dafür, dass mindestens Teile der Regierung Kriegsverbrechen gutheißen.[27]

Obwohl die Befragte den Genozidbegriff einerseits bagatellisiert, nutzt sie ihn andererseits empathisch, um israelische Gewalt gegen Palästinenser*innen auf emotionale Weise zu skandalisieren, und verurteilt die Benutzung des Begriffs »conflict« als Bezeichnung für die Auseinandersetzung zwischen Israelis und Palästinenser*innen. Ohne Rücksicht auf die Tatsache, dass es seit der Staatsgründung Israels 1948 auch vergleichsweise gewaltarme Jahre gab und die (vergleichsweise) hohe Zahl an Toten durch die israelische Militärintervention ab 2023 eher eine historische Ausnahme darstellt, legt die Befragte nahe, dass bereits seit 75 Jahren ein Genozid andauere.[28] Tatsächlich wird mit diesem entgrenzten Hantieren mit dem Begriff die Debatte um die Frage, wann sinnvoll von einem Genozid gesprochen werden kann, ad absurdum geführt. Ein derart undifferenzierter Genozidvorwurf kann ebenfalls als antisemitische Dämonisierung Israels gelten, da diese pauschale Verurteilung erkennbar nicht mehr an konkrete Handlungen rückgebunden ist, sondern dem jüdischen Staat pauschal das Böse attestiert.[29]

Der Fall der Interviewten unterscheidet sich deutlich vom ersten Fallbeispiel: Während der erste Befragte israelbezogene antisemitische Aussagen durch Verschwörungserzählungen aus dem Repertoire des klassischen Antisemitismus grundierte, werden hier israelbezogene antisemitische Aussagen in eine postkoloniale Deutung des arabisch-israelischen Konflikts eingebettet. Die Machtasymmetrie zwischen Israelis und Palästinenser*innen und zwischen den Eliten westlicher Staaten und pro-palästinensischen Demonstrierenden gilt ihr als Fortsetzung der kolonialen Machtasymmetrie. Elemente des klassischen Antisemitismus sind weniger präsent als bei der Darstellung des ersten Befragten, auch wenn sie ebenfalls vorkommen, indem Jüd*innen eine besondere Macht zugeschrieben wird. Zwar erkennt die Befragte das Recht von Jüd*innen auf freie Religionsausübung an. Doch mischt sich Empörung über die vielen Toten im Gazastreifen und die Beschränkungen für pro-palästinensische Proteste bei ihr mit der antisemitischen Relativierung des Holocaust und der Negierung des Rechts jüdischer Israelis, in ihrer Heimat zu leben. Angesichts des Eindrucks, in Deutschland auf wenig Empathie für Menschenrechtsverletzungen in Palästina zu stoßen, bezweifelt die Befragte die Aufrichtigkeit des hierdurch evozierten Diskurses in Deutschland. Die Befragte selbst schwankt zwischen der Verwerfung des Menschenrechtsdiskurses als westliches Herrschaftsinstrument und der Klage, der Westen tue nicht genug für die Menschenrechte, die er rhetorisch einfordere.

Freilich beklagt die Befragte zu Recht, dass in Deutschland pro-palästinensische Proteste auf Repressionen gestoßen sind (s. o.) – auch unabhängig von konkreten Artikulationen von Antisemitismus. Gerade in den Wochen nach dem 7. Oktober kam es auch zu weiteren faktischen Repressalien gegen andere Formen pro-palästinensischen Engagements.[30] Derartige Repressalien sind, sofern sie sich nicht gegen offenkundig antisemitische Aktivitäten richten, zu verurteilen und inkompatibel mit den Grundsätzen einer liberalen Demokratie. Auch das Faktum, dass konkreten Vorwürfen in Bezug auf mutmaßlich von Israel begangene Kriegsverbrechen auf internationaler Ebene nicht hinreichend nachgegangen wird – wie von der Befragten beschrieben –, ist beklagenswert. Nur so kann das Land im Falle des Belegs der Vorwürfe durch internationale Maßnahmen zur Einhaltung internationalen Rechts gezwungen werden. Gleichwohl rechtfertigen weder Einschränkungen der Grundrechte im Inland noch mangelnde Durchsetzung internationalen Rechts Antisemitismus.

Fazit

Die Untersuchung der zwei Fallbeispiele aus einer Studie zur Demokratiewahrnehmung unter jungen Muslim*innen hat deutlich werden lassen, dass verschiedene Varianten des Antisemitismus, der sowohl in klassischer Form als auch als Post-Holocaust-Antisemitismus sowie als israelbezogener Antisemitismus auftritt, häufig nebeneinander auftreten oder gar miteinander verwoben sind. Deshalb lässt sich von einer Bricolage des Antisemitismus sprechen. Diese Verwobenheit ist damit zu erklären, dass diese Varianten letztlich nur Dimensionen desselben Phänomens – des Antisemitismus – sind. Während im ersten Fallbeispiel vom klassischen Antisemitismus geprägte, ohne Scheu ausgebreitete Verschwörungserzählungen die Basis der Narration bilden, in die israelbezogene antisemitische Aussagen eingeflochten werden, ist das zweite Fallbeispiel von einem postkolonialen Weltbild geprägt: Die Befragte verweist auf die reale Machtasymmetrie zwischen Israelis und Palästinenser*innen und Menschenrechtsverletzungen in Gaza, die genauso wie das Ungleichgewicht zwischen dem Westen und dem Rest der Welt als Konsequenz des Fortwirkens kolonialer Herrschaft begriffen und als ungerecht angeprangert werden. Während im ersten Fallbeispiel antijüdische Aussagen ohne Zurückhaltung artikuliert werden, bemüht sich die zweite Befragte um eine wohlwollende Darstellung von Jüd*innen, die allerdings durch israelbezogene antisemitische Äußerungen durchbrochen wird. Die wahnhafte Vorstellung der jüdischen Übermacht wird zwar nicht mit Vehemenz vorgebracht wie im ersten Fallbeispiel, ist aber dennoch präsent. Gemeinsam ist beiden Fällen, dass die Einstellungen zu Jüd*innen und Israel nicht mit der Religion des Islam begründet werden. Warum der erste Befragte antisemitische Verschwörungserzählungen ohne Zurückhaltung explizit äußert, während die andere Befragte wahnhafte Topoi wie die vermeintliche jüdische Allmacht nur andeutet, bleibt unklar. Zu vermuten ist, dass die Befragte, die bereits längere Zeit in einer deutschen Bildungsinstitution durchlaufen hat, um die gesellschaftliche Sanktionierung von offenem Antisemitismus und Verschwörungserzählungen weiß, der erst kurz vor dem Interview nach Deutschland gekommene erste Befragte jedoch nicht. Dies spricht dafür, dass Erfahrungen im deutschen Bildungssystem einen dämpfenden Effekt auf die Artikulation des offenen Antisemitismus haben.

Viele junge Menschen im Westen solidarisieren sich mit dem Schicksal der Palästinenser*innen und haben eine ablehnende Haltung gegenüber Israel, da sie das Land für die schlechte Lage der Palästinenser*innen und insbesondere die Zehntausenden Toten im Gazastreifen seit Oktober 2023 verantwortlich machen. Auch wenn die pro-palästinensische Bewegung nicht ausschließlich von Muslim*innen getragen wird, spielen sie in dieser eine sehr prominente Rolle. Nicht-antisemitische Äußerungen, die Solidarität und Unterstützung für Palästinenser*innen und Kritik an Israel zum Ausdruck bringen, sind in der Bewegung gelegentlich eng verknüpft mit antisemitischen Aussagen. Die Tatsache, dass die verschiedenen Varianten des Antisemitismus in beiden Interviews artikuliert werden, kann mit ihrer nach wie vor gegebenen weiten Verbreitung im Diskurs – nicht nur, aber insbesondere in muslimisch geprägten Ländern – erklärt werden. So wurde etwa die Legende, Jüd*innen würden Matzen aus Kinderblut backen, in Syrien unter dem Assad-Regime mit staatlicher Unterstützung verbreitet.[31] Weitere absurde Verschwörungstheorien, wie die Behauptung, Israel habe das Vogelgrippevirus entwickelt, wurden durch Publikationsorgane des Regimes verbreitet, um israelbezogenen Antisemitismus zu befördern und so politischen Unmut auf einen externen Feind umzulenken. Entgrenzte Vorwürfe gegen Israel sind somit nicht tabuisiert, sondern in vielen arabischen Staaten normalisiert.[32] Allerdings konnte im Rahmen der Untersuchung keine tiefergehende Ursachenforschung unternommen werden – es muss somit offenbleiben, ob bei den Befragten eine länger bestehende Ablehnung Israels aus Solidarität mit den Palästinenser*innen die Übernahme antisemitischer Vorurteile begünstigt hat oder umgekehrt antisemitische Narrationen den Blick auf den arabisch-israelischen Konflikt geprägt haben.

Eine Bekämpfung des israelbezogenen Antisemitismus, insbesondere unter Muslim*innen, setzt die Einbindung der Antisemitismusprävention in Maßnahmen zum universellen Schutz der Menschenrechte und zur Bekämpfung jedweder illegitimen Diskriminierung zum Wohle aller Menschen voraus. Während der klassische Antisemitismus nicht in realen Konflikten, sondern in einer Wahnvorstellung von jüdischer Macht wurzelt, ist der israelbezogene Antisemitismus mit der realen Auseinandersetzung zwischen Palästinenser*innen und Israelis verknüpft (wenn auch nicht vollständig durch diesen determiniert). Eine Strategie zur Eindämmung des israelbezogenen Antisemitismus setzt somit mehrere Dinge voraus: Erstens sind falsche oder gar dämonisierende Aussagen und Erzählungen über Israel zurückzuweisen und es ist darüber aufzuklären, dass viele dieser Behauptungen sich auf uralte antijüdische Stereotype zurückführen lassen. Zweitens ist eine klare Linie zwischen israelbezogenem Antisemitismus und nicht antisemitischer Kritik an Israel zu ziehen, die auch grundsätzliche Kritik miteinschließen kann. So ist zu vermeiden, dass »Europa an der Unterscheidung zwischen Antisemitismus und Israelkritik langsam verrückt wird«.[33] Erst diese klare Differenzierung ermöglicht es, israelbezogenen Antisemitismus als illegitim zu markieren und gleichzeitig die Artikulation nichtantisemitischer pro-palästinensischer Positionen zu ermöglichen und die Einschränkung von Grundrechten zu verhindern. Diese Unterscheidung ist im deutschen Diskurs bisher – insbesondere bei der Bewertung pro-palästinensischer Demonstrationen – nicht ausreichend durchgehalten worden.[34] Und drittens ist die Bekämpfung des Antisemitismus mit einem Diskurs zur Frage zu verknüpfen, wie der arabisch-israelische Konflikt dahingehend gelöst werden kann, dass Israelis und Palästinenser*innen gleichermaßen ein sicheres und freies Leben unter Einschluss aller Grundrechte garantiert und die juristische Aufarbeitung und Ahndung von Verbrechen beider Seiten ermöglicht wird. Dies mag angesichts des verfahrenen Konflikts utopisch erscheinen, und tatsächlich ist eine derartige, wie auch immer geartete Lösung weit von der Tagespolitik entfernt. Allerdings haben westliche Staaten potenziell immer noch erheblichen Einfluss, der die Konfliktparteien potenziell einer Lösung näherbringen könnte. Ohne die Klärung der Frage, wie gleiche Grundrechte auch für Palästinenser*innen gewährt werden können, lässt sich der Hass auf Israel nicht nachhaltig bekämpfen, auch wenn keine Benachteiligung von Palästinenser*innen Antisemitismus je rechtfertigen kann.

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Literatur::
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[1]Human Rights Watch: »I Can’t Erase All the Blood from My Mind«. Palestinian Armed Groups’ October 7 Assault on Israel, 17.07.2024, URL: https://www.hrw.org/report/2024/07/17/i-cant-erase-all-blood-my-mind/palestinian-armed-groups-october-7-assault-israel [eingesehen am 03.12.2024].

[2]Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS): Jahresbericht Antisemitische Vorfälle in Deutschland 2023, 25.06.2024, URL: https://report-antisemitism.de/documents/25-06-24_RIAS_Bund_Jahresbericht_2023.pdf [eingesehen am 03.12.2024], S. 13.

[3]Ebd., S. 42.

[4]Utz, Richard: Hugh von Lincoln und der Mythos vom jüdischen Ritualmord, in: Müller, Ulrich und Wunderlich, Werner (Hrsg.): Mittelaltermythen in 7 Bänden. Herrscher-Helden-Heilige, Konstanz 2001, S. 711–722.

[5]Schwarz-Friesel, Monika und Reinharz, Jehuda: Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert, Berlin 2013, S. 26 sowie S. 58–105.

[6]Holz, Klaus und Haury, Thomas: Antisemitismus gegen Israel, Hamburg 2021, S. 27 f.

[7]Berger, John M.: Extremism, Cambridge, MA 2018.

[8]Arnold, Sina et al.: Einleitung. Antisemitismusverständnisse, in: Ullrich, Peter et al. (Hrsg.): Was ist Antisemitismus? Begriffe und Definitionen von Judenfeindschaft, Göttingen 2024, S. 9–14, hier S. 9.

[9]Grigat, Stephan: Kritik des Antisemitismus heute. Zur kritischen Theorie antijüdischer Projektionen, der Persistenz des Antizionismus und der aktuellen Gefahr des islamischen Antisemitismus, in: ders. (Hrsg.): Kritik des Antisemitismus in der Gegenwart, Baden-Baden 2023, S. 11-47, hier S. 12.

[10]Ebd., S. 25 f.

[11]Neben diesen zehn Interviews mit Muslim*innen gab es fünf weitere Interviews mit nichtmuslimischen Befragten derselben Altersgruppe.

[12]Klevesath, Lino: Antisemitismus unter Muslim*innen oder ›muslimischer Antisemitismus‹? Zur Frage der konzeptionellen Fassung eines gesellschaftlichen Problems, in: Demokratie-Dialog H, 10/2022, S. 26–34.

[13]Unveröffentlichtes Manuskript des Gesprächs mit dem Interviewten 4, Absatz 384 der Studie Klevesath, Lino/Trilsbeek, Lena/Rohloff, Mareike: Zum Demokratieverständnis junger Muslim*innen mit Migrationshintergrund, Göttingen 2025 (im Erscheinen). Im Folgenden werden die Interviews im Fließtext in Klammern zitiert. Die Absatzzahl folgt nach einem Komma nach der Nennung der interviewten Person. Ist nur eine Zahl angegeben, wird auf das zuletzt verwendete Interview Bezug genommen.

[14]Weber, Klaus: Rothschilds, in: Diner, Dan (Hrsg.): Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur, Leiden 2016, https://doi.org/10.1163/2468-2845_ejgk_COM_0758.

[15]Viswanathan, Gauri: Pedagogical Alternatives: Issues in Postcolonial Studies. Interview with Gauri Viswanathan, in: Bahri, Deepika und Vasudeva, Mary (Hrsg.): Between the lines. South Asians and Postcoloniality, Philadelphia 1996, S. 54–63, hier S. 54.

[16]O. V.: Hohe Hürden für Ausweisungen und Versammlungsverbote, in: Legal Tribune Online (LTO), 17.10.2023, URL: https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/hamas-israel-palaestina-palestine-demo-versammlung-verbot-ausweisung-volksverhetzung-billigung [eingesehen am 20.12.2024].

[17]Freedom House: Freedom in the World 2024: Germany, ohne Datum, URL: https://freedomhouse.org/country/germany/freedom-world/2024 [eingesehen am 20.12.2024].

[18]Kolter, Max: Wer Israel nicht anerkennt, kann nicht Deutscher werden, in: Legal Tribune Online (LTO), 18.12.2024, URL: https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/vg-regensburg-verweigert-palaestinenser-die-einbuergerung [eingesehen am 31.01.2025].

[19]Pfahl-Traughber, Armin: Antizionistischer und israelfeindlicher Antisemitismus: Definitionen – Differenzierungen – Kontroversen, in: bpb.de, 30.04.2020, URL: https://www.bpb.de/themen/antisemitismus/dossier-antisemitismus/307746/antizionistischer-und-israelfeindlicher-antisemitismus/ [eingesehen am 31.01.2025].

[20]Grigat: Kritik des Antisemitismus, S. 22.

[21]Palestinian Center for Policy and Survey Research: The Palestine/Israel Pulse: A Joint Poll 2022, 24.01.2023, URL: https://www.pcpsr.org/sites/default/files/Summary%20Report_%20English_Joint%20Poll%2024%20Jan%202023.pdf [eingesehen am 31.01.2025], S. 7.

[22]Adorno, Theodor W.: Minima Moralia: Reflexionen aus dem beschädigten Leben, Frankfurt 1951, S. 200: »Der Antisemitismus ist das Gerücht über die Juden.«

[23]Diner, Dan: Vorwort des Herausgebers, in: ders. (Hrsg.): Zivilisationsbruch. Denken nach Auschwitz, Frankfurt 1988, S. 7–13, hier S. 9.

[24]Ebd., S. 7.

[25]Die eklatanten Unterschiede, die die Gleichsetzung beider Ereignisse verbieten, können in diesem Rahmen nicht erschöpfend behandelt werden.

[26]European Center for Constitutional and Human Rights: Genozid in Gaza? Fragen und Antworten zum rechtlichen Hintergrund und aktuellen Entwicklungen, 11.12.2024, URL: https://www.ecchr.eu/fileadmin/Q_As/ECCHR_Q_A_Genozid_in_Gaza_20241210.pdf [eingesehen am 07.02.2025].

[27]O. V.: Israelischer Minister entsetzt mit Äußerungen, in: zdf.de, 07.08.2024, URL: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/israel-gazastreifen-aushungern-finanzminister-100.html [eingesehen am 13.02.2025].

[28]»It’s a genocide. […] So I would be like: Let’s call it what it is, first of all. And second of all, this is something that started 75 years ago.« (Interview 11, 147)

[29]Bei den Ausführungen der Befragten bleibt unklar, ob sie den Vorwurf des Genozids auf die israelischen Streitkräfte beschränkt. Ein Genozidvorwurf, der israelische Zivilist*innen einschließt und das Gedeihen jüdischen Lebens in Israel an sich bereits als genozidal brandmarkt, ist eindeutig antisemitisch. Die Verwischung der Grenze zwischen Streitkräften und Zivilist*innen wird jedoch von einigen Akteur*innen der pro-palästinensischen Bewegung bewusst vorgenommen. Vgl. Boehm, Omri: ›Nie wieder‹ gilt längst, in: FAZ, 27.03.2025, URL: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/genozid-vorwuerfe-im-gaza-krieg-nie-wieder-gilt-laengst-110380803.html [eingesehen am 28.03.2025].

[30]European Civic Forum: Civic Space Report 2024: Escalating Restrictions on Organisations and Individuals Expressing Solidarity with the Palestinian People, 2024, URL: https://civic-forum.eu/wp-content/uploads/2024/05/CIVIC-SPACE-REPORT-2024-RESTRICTIONS-ON-PALESTINE-SOLIDARITY.pdf [eingesehen am 06.02.2025].

[31]Kiefer, Michael: Antisemitismus in den islamischen Gesellschaften. Der Palästina-Konflikt und der Transfer eines Feindbildes, Düsseldorf 2002, S. 43.

[32]Nahmias, Roee: Syria: Israel behind bird flu, in: ynetnews.com, 02.09.2006, URL: https://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3213775,00.html [eingesehen am 21.03.2025].

[33]Boehm, Omri: Israel – eine Utopie, Berlin 2020, S. 19.

[34]Ruhnow, Evelin: Werden Kinder auf Pro-Palästina-Demos instrumentalisiert?, in: Der Spiegel, 09.10.2024, URL: https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/pro-palaestina-demos-in-berlin-innensenatorin-erhebt-vorwurf-der-instrumentalisierung-von-minderjaehrigen-a-e16dc5ac-96d2-4279-85fc-6b4e10c338bf [eingesehen am 07.02.2025].